Was ist Amerikas verrücktestes Geheimnis? Seit dem Beginn der aktuellen Präsidentschaftsperiode möchte man meinen, dass einen aus dem Land der unendlichen Möglichkeiten nicht wirklich etwas mehr überraschen könne. Und doch gelang es dem Schweizer Autor und Finanzexperten Arpád von Tóth, uns zu verblüffen. Sein Geheimnis heißt Tax Liens, zu Deutsch: Steuerschuldverschreibungen. Wobei es wie so oft nicht wirklich ein Geheimnis darstellt, das Arpád von Tóth für seine Leser ausgräbt – vielmehr handelt es sich um einen Supermotivator, der einen in den Hintern tritt, sein Glück doch endlich einmal beim eigenen Schopfe zu packen und aktiv zu werden!
Arpád von Tóths „America’s strangest secret“ – Inhalt
Wer wie ich schon einmal ein Buch von Arpád von Tóth gelesen hat, findet sich in der Struktur seiner Werke schnell wieder. Für das Vorwort hat er sich mit Prof. Ralf Beck von der Uni Dortmund wieder einen prominenten Vertreter aus der Finanzforschung heranholen können, und auch die Hinführung zum eigentlichen Thema behandelt gewohnheitsmäßig einige typische Finanzirrtümer, denen man zwischendurch, nach dem Lesen des ersten Buchs, doch erneut aufsaß und sich nun ihrer erinnert. Das Thema scheint auch Prof. Beck überzeugt zu haben, denn Autor und Professor sprachen wohl auch über die Möglichkeit, im Rahmen eines Bachelors einen Lehrgang für Alternative Investments zu entwickeln.
Nach etwa 50 Seiten geht es los – mit der Klärung der Frage: was sind eigentlich Tax Liens? Im Grunde etwas in Deutschland völlig Unbekanntes, aber im Grunde etwas Vielversprechendes und Lukratives. Kann ein Hausherr (in den USA) seine Grundsteuer nicht mehr zahlen, springen mehr und mehr Privatinvestoren ein, die die Schulden für mehrere Jahre übernehmen. Der Staat lässt dies wohlwollend zu, damit er nicht als Financier einzuspringen braucht. Die Investoren verdienen an dem (außergewöhnlich hohen) Zins sehr gut, oder übernehmen bei einem Ausbleiben der Zahlungen die Immobilie am Ende gleich ganz.
Als langjähriger Investor und Experte auf diesem Gebiet weiß Herr von Tóth aus dem Nähkasten zu plaudern und animiert Privatleute, aber auch jeden anderen, es selbst einmal in Übersee mit dem Deal der Tax Liens zu versuchen. Denn schließlich warten nicht nur Privatimmobilien darauf, dass Sie an Ihnen verdienen, sondern auch Liegenschaften aus der Industrie. Über Arpád von Tóths größten Deals dabei kann man nur staunen.
Warum „America’s strangest secret“ so geil ist
Bereits der Titel ist sehr schlau gewählt. Arpád von Tóth zeigt in seinem Buch neben dem Prinzip der Tax Liens auch das der sich leicht davon unterscheidenden Tax Deeds auf. Mit beiden Begriffen im Titel hätte es wohl einen Ladenhüter fabriziert, so lässt „America’s strangest secret“ sein Buch aus jedem Bücherregal greifen.
Die hier und da eingestreuten Anekdoten über das 1×1 des Finanzdenkens sind einfach zu lesen und lockern die Stellen auf, die man vielleicht nicht beim ersten Mal versteht. Durch die wiederholten Ansprachen direkt an die Leser erinnert von Tóth immer wieder daran, sich nicht nur an den Erfolgen anderer zu weiden, sondern selbst das Zepter in die Hand zu nehmen.
Er macht sich dabei indes ehrlich, indem er zwei Dinge postuliert:
- Man muss zwar nicht selbst vor Ort sein, um die Geschäfte machen zu können – Ortskenntnis und Einschätzungsvermögen über das wichtigste Kriterium bei Immobilien (Lage, Lage, Lage…) hilft jedoch ungemein. Insbesondere deswegen, weil man manche Immobilie als Investor behält und wieder einen Käufer finden muss.
- Um ins Geschäft einzusteigen, genügen bereits wenige Hundert Euro. Um relativ zügig nennenswerten Gewinn machen zu können (wobei da ja jeder eine andere Vorstellung hat dazu), muss man vorher schon, wie das nun mal bei jeglichem Handeln mit Geld so ist, einigermaßen solvent sein. Schließlich muss man anfangs eh drei Jahre warten, bis der Schuldner einen auszahlt oder man die Immobilie einlöst.
Arpád von Tóth nimmt einem jedoch auch gewisse Ängste proaktiv. Zum Beispiel skizziert er genau die Abläufe der Vergabeverfahren und nennt Webseiten mit Informationen zu verschiedenen Bundesstaat, da sich die Gesetzeslage teilweise stark unterscheidet. So gibt es Bundesstaaten und Counties, die 6% Zinsen gesetzlich garantieren. Dieser Prozentsatz kann auf bis zu 36% in die Höhe steigen. Auch in den Laufzeiten gibt es Differenzen von Bundesstaat zu Bundesstaat – das reicht von 6 Monaten bis hin zu 5 Jahren.
Er erläutert auch, dass Schuldner und „Bank“ (Sie) sich nie begegnen werden, wodurch es nicht zu unangenehmen Situationen wird kommen können. Ganz Unerfahrene begleiten er und sein Team auch durch die Einarbeitung in die Steuerschuldkäufe.
Für amerikanische Bürger ist das Eintreten in das Tax Liens-Geschäft allerdings etwas einfacher als für ausländische Investoren. Diese sollten nach Möglichkeit eine Firma haben und eine Steuernummer vorweisen können. Aufgrund dieser Notwendigkeit soll in Kürze der 1. Tax Liens-Fund auf den Markt kommen, ebenso möchte sich eine Versicherungs-Gesellschaft mit Tax Liens für Anleger positionieren.
Was hätte Arpád von Tóth anders machen können?
Meine gelben Zettel mit Notizen pflastern sich dicht an dicht, weil es so viel zu notieren und, hier zu rezensieren gäbe. Die Dichte nahm ab Kapitel 7 etwas ab, da sich Informationen stellenweise wiederholt haben. Von Kapitel 10 („Ganz normale Leute, die sich ihren Traum verwirklicht haben“) hatte ich mir am Anfang mehr versprochen, am Ende des Kapitels nahmen selbiges und das Buch dann aber wieder Fahrt auf.
Man muss bedenken: bei Arpád von Tóth handelt es sich nun mal um einen vielseitigen Investment-Experten, der sein Wissen zu Papier bringt, und nicht um einen Schriftsteller, der versucht über Investments zu schreiben.
Was ich oben schon sagte, gilt auch hier: Reich durch Geldgeschäfte wie beispielsweise Tax Liens oder Tax Deeds wird nur, wer auch vorher schon etwas hat (wer verleihen möchte, muss auch im Besitz von etwas Verleihbarem sein), fit in Englisch ist und seine Finanzen gut im Griff hat. Banken erleichtern im Falle von Tax Liens zwar die Kreditvergabe. Jedoch das Jonglieren mehrerer Steuerschuldnahmen nebeneinander und dem Verfügbarhalten von Budget zum Ankauf weiterer Immobilien verlangt Geschick. Deswegen würde ich dem voranangestellten Leitsatz, dass mit Tax Liens wirklich JEDER reich werden kann, in Teilen widersprechen. Aber wirklich JEDER kann investieren und die Parameter selbst definieren, denn bereits ab 5$ gibt es Liens, die easy von Zuhause aus gekauft werden können.
Bibliografische Angaben
„America’s strangest secret“
Rich Family Publishing
2. Auflage / Erstauflage: „Die Alchemie des finanziellen Erfolgs“
2013, 2017
ISBN 978-615-00-0270-5
64,95 Euro
435 Seiten
Über den Autor Arpád von Tóth
Arpád von Tóth kannte ich bis letztes Jahr zugegebenermaßen gar nicht, was aber keinen verwundern sollte. Sein Autorenleben stellt nur 1 Tätigkeit in seinem breit angelegten Kosmos dar. Von Tóth ist Finanzcoach, Investor, Autor und Spieleerfinder und hält zusammen mit seiner Ehefrau Adrienn unter anderem Seminare für Familien ab, die ihren Wohlstand danach besser aufbauen und verwalten können, sowie Workshops zum Thema Finanzbildung. Ein Schwerpunkt dabei ist nicht nur das Vermitteln von Fachwissen, sondern viel mehr Strategien und Mindset-Fundamentals.
Arpád von Tóth-Maté, ursprünglich Tóth, wurde 1962 als Sohn ungarischer Emigranten in Basel geboren. Nach dem Wirtschaftsgymnasium und Fachhochschulabschluss in Betriebswirtschaft durchlief er Karrierestationen u.a. bei der Inka Bank als Sales Manager, Direktionsassistent und Ausbildungsleiter und war Dozent an der HWV St. Gallen und Wintherthur.
Gelegentlich veröffentlicht 57jährige Börsenkommentare in Fachzeitschriften, tritt als Referent für Finanzfragen auf und ist Autor mehrerer Bücher. Der Gründer von Tax Liens Investment AG und der RichFamily Academy AG ist verheiratet und hat vier Kinder.
Mehr zum Autoren auf diesen Seiten:
Persönliche Webseite: arpadvontoth.com
Die Website zum Buch: letsbuyamerica.com
Partner für US-Renditeimmobilien: hometrust.ch
Arpad von Tóth auf Twitter: twitter.com/arpadvontoth