Stadt der Goldenen Schatten Cover

Stadt der goldenen Schatten von Tad Williams

Im späten 21. Jahrhundert hat sich das globale Netzwerk zu einer virtuellen Realität (VR) entwickelt, in die man sich einfach nur einloggen muss. Für die meisten Menschen, insbesondere für Kinder und Jugendliche, ist diese Form der „Freizeitgestaltung“ vollkommen selbstverständlich geworden, weshalb sie den Großteil der Zeit lieber im VR als in der Realität verbringen.

Doch gibt es Anzeichen dafür, dass irgendetwas Merkwürdiges im VR vor sich geht. Denn auf der ganzen Welt fallen vereinzelt Kinder in ein Koma, während sie sich im VR aufhalten. Familien einiger Opfer, die der Ursache auf den Grund gehen möchten, werden bedroht oder kommen unter merkwürdigen Umständen zu Tode.

Doch wer hat so viel Macht und Einfluss, um diese „Unfälle“ zu inszenieren?

Tad Williams‘ „Stadt der goldenen Schatten“ – Inhalt

Etwa zeitgleich werden neun Personen durch die Vision einer Goldenen Stadt, die nicht echt sein kann, jedoch realer wirkt als alles, was man bis dato im VR gesehen hat, zusammengeführt.
Zu dieser „bunt zusammengewürfelten“ Gruppe gehören unter anderem die südafrikanische Hochschullehrerin Renie Sulaweyo. Da ihr Bruder eines der komatösen Kinder ist, begibt sie sich mit dem Buschmann !Xabbu, einem ihrer Studenten, auf die Suche nach einer Lösung für den Zustand ihres Bruders. Auch der an Progerie erkrankte Orlando Gardiner versucht, gemeinsam mit seinem Freund Fredericks, hinter des` Rätsels Lösung zu kommen. Ganz anders hingegen Paul Jonas, der im VR gefangen ist, keine Erinnerung hat und von gnadenlosen Verfolgern gejagt wird.

Auch ist da noch der äußerst mysteriöse Herr Sellars, der scheinbar die Fäden im Hintergrund zieht, manchmal jedoch als Helfer fungiert. Doch was führt er wirklich im Schilde?
Die neunköpfige Gruppe befindet sich in „Otherland“, einem VR, das sich von selbst weiterentwickelt und von der Gralsbruderschaft kreiert wurde.

Was aber ist Otherland genau und wer verbirgt sich hinter der selbst ernannten Gralsbruderschaft?

Warum „Otherland“ so geil ist

Mit „Otherland – Stadt der goldenen Schatten“ entführt Tad Williams seine Leser in eine gigantische Cyber-Welt, die möglicherweise in nicht allzu ferner Zukunft sogar Realität werden könnte. Dabei gelingt es dem Autor die VR (virtual reality) geschickt mit dem RL (real life) zu verknüpfen und auf gesellschaftliche Probleme hinzuweisen und die Leser zum Nachdenken zu animieren.

Doch welchem Genre gehört „Otherland“ denn nun eigentlich an? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, da sich unterschiedliche Genre wie Fantasy, Science-Fiction, Thriller bis hin zum Philosophischen Roman in diesem epischen Werk vereinen. Man könnte soweit gehen zu sagen, dass Tad Williams ein neues Genre erschaffen hat. Wer jedoch einen Anhaltspunkt haben möchte, der sollte sich auf einen Science-Fiction-Thriller mit dem Subgenre des Cyberpunks freuen.

Die Stärke von Tad Williams ist seine sehr ins Detail gehende Beschreibung seiner Charaktere und deren Entwicklung im Verlauf seines Romans. So wachsen einem die Charaktere immer mehr ans Herz und man fühlt und leidet mit jedem Einzelnen von ihnen mit, weil sie sehr glaubhaft und authentisch wirken. Auch zeigt sich die Genialität des Autors darin, dass es ihm gelingt, trotz der Vielzahl von Personen und Schauplätzen, die unterschiedlichsten Handlungsstränge so zu beschreiben und zu erklären, dass man als Leser nie die Übersicht verliert und der Story problemlos folgen kann und man ein Wow-Erlebnis hat, wenn die einzelnen Handlungsstränge miteinander verknüpft werden und man immer wieder Überraschungen erlebt.

Was hätte Tad Williams anders machen können?

Kritik darf natürlich auch nicht ganz fehlen, doch ist dies eher „Jammern auf hohem Niveau“. Leider wird der Lesegenuss etwas dadurch getrübt, dass sich Tad Williams, insbesondere zu Beginn des Buches, in ausschweifenden Erklärungen verliert, um dem Leser beispielsweise das Prinzip der virtuellen Realität (VR) zu erläutern und nahe zu bringen.

Bibliographische Angaben

Zum Buch

„Otherland – Stadt der goldenen Schatten“
Tad Williams
Klett-Cotta
2016

ISBN 978-3-608-94961-2
15 Euro
937 Seiten

Zum Autor
„Otherland – Stadt der goldenen Schatten“ ist der Auftakt einer Fantasy-Roman-Tetralogie des US-amerikanischen Autors Tad Williams, erschienen 2005 im Heyne-Verlag.
Die weiteren drei Teile wurden in den Jahren 2006 und 2007 ebenfalls im Heyne-Verlag veröffentlicht.