Die letzte Zeugin von Nora Roberts Buchcover

Die letzte Zeugin von Nora Roberts

Die 16-jährige Elizabeth Fitch ist alles andere als ein typischer Teenager: Das hochintelligente Mädchen ist in jeder Hinsicht ein Genie. Das Wichtigste in ihrem Leben fehlt ihr jedoch: die Liebe ihrer Mutter, die für Elizabeth keinerlei Zuneigung empfindet. Radikal schneidet sie sich nach einem Wutanfall ihre lange Mähne ab und freundet sich während einer Shoppingtour mit Julie an. 

Nora Roberts‘ „Die letzte Zeugin“ – Inhalt

Im Rausch der Euphorie über ihre neu gewonnene Freiheit fälscht sie ihre Ausweise, um in einen angesagten Nobelklub eingelassen zu werden: eine Entscheidung, die ihr Leben für immer verändern wird.

Ungehemmt flirten Elizabeth und Julie mit den attraktiven Besitzern des Klubs und lassen sich dazu überreden, gemeinsam in deren Villa zu fahren. Was sie nicht ahnen können: Die Männer sind die Köpfe eines einflussreichen russischen Mafiaclans. Elizabeth muss aus einem Versteck mit ansehen, wie Julie und einer der Männer kaltblütig vor ihren Augen erschossen werden. Von nun an ist sie auf der Flucht vor der russischen Mafia, denn die Mörder jagen sie gnadenlos. Doch nicht einmal zwei US-Marshals können sie beschützen: Sie fallen in einem Hinterhalt einem blutigen Attentat zum Opfer. Von nun an vertraut sie niemandem mehr- und taucht mit einer neuen Identität unter.

Völlig abgeschirmt von ihrer Umgebung lebt Abigail Lowery zwölf Jahre später in einem Haus in den einsamen Ozarks, gut beschützt durch ihren treuen Hund Bert und einer von ihr selbst entwickelten, hochtechnologischen Alarmanlage. Doch sie bleibt in der kleinen Stadt nicht lange unbemerkt: der neugierige Polizeichef Brooks Gleason fühlt sich magisch zu der geheimnisvollen, schönen Abigail hingezogen. Er versucht mit allen Mitteln, sie aus ihrer Einsamkeit zu locken und ahnt nicht, auf welch gefährliches Spiel er sich dabei einlässt.

Warum „Die letzte Zeugin“ so geil ist

Auf zwei chronologischen Zeitebenen führt Nora Roberts den Leser durch die Geschichte. Nicht mit einer Rückblende, sondern mit dem direkten Einstieg in das Geschehen fesselt die Autorin den Leser von der ersten Seite an. Dadurch ermöglicht sie ihm, die junge Protagonistin in ihren komplexen Verhaltensweisen verstehen zu lernen. Die Autorin gewährt dem Leser bereits auf den ersten Seiten Einblick in ihre Gefühlswelt. Auf diese Weise stellt sie eine emotionale Verbundenheit mit Elizabeth her, die sich auch mit der erwachsenen Abigail nicht verliert.

Mit Bravour und Einfühlungsvermögen zeichnet sie ein detailliertes Bild ihrer außergewöhnlichen Hauptfigur. Es ist aufregend mitzuerleben, wie sich die Protagonistin weiterentwickelt: Von einem einsamen, schüchternen Mädchen, das in einer von der gefühlskalten Mutter durchorganisierten Welt lebt, wächst sie im Laufe der Geschichte zu einer selbstbewussten und raffinierten jungen Frau heran, die trotz allem zu starken Gefühlen fähig ist. Nora Roberts ist es gelungen, den Leser emotional anzusprechen, ohne dabei den Plot kitschig wirken zu lassen.

Zurecht fällt der Roman in das Genre „Romantic Thriller“. Gleich auf den ersten Seiten erwartet den Leser genügend Stoff, um daraus sogar einen kompletten Thriller ohne Romanze machen zu können. Hierin liegt jedoch die Stärke der Autorin: Meisterhaft vereint sie Krimi und Liebesgeschichte in einem Werk. Den Schwerpunkt hat Nora Roberts eindeutig auf die Liebesgeschichte zwischen Abigail und Brooks gelegt. Abigail überrascht den Leser im Laufe der Geschichte mit Eigenschaften, die man ihr aufgrund ihrer traumatischen Vergangenheit nicht zugetraut hätte.

Was hätte Nora Roberts anders machen können?

Es ist nicht zu leugnen: „Die letzte Zeugin“ hat teils langatmige Passagen, welche die Autorin hätte vermeiden können. Auf 576 Seiten durchaus guter Unterhaltungsliteratur würden sich mindestens 50 Seiten streichen lassen, ohne den Plot oder den Lesefluss zu beeinflussen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist das zügig herbeigeführte und auf wenige Seiten konzentrierte Ende. Der Leser bekommt fast das Gefühl, dass die Autorin nach vielen, ohne große Ereignisse dahinplätschernden Seiten ein abruptes Ende forcieren wollte.

Besser wäre es sicherlich gewesen, mehr Krimielemente über die Geschichte verteilt einzusetzen und damit auch mehr Spannung aufzubauen. Der Leser erwartet, von den ersten Seiten angespornt, dass Abigail von ihrer Vergangenheit in einem unachtsamen Moment eingeholt wird: Leider wird er in diesem Punkt enttäuscht. Nora Roberts hat sich im letzten Drittel des Romans zu sehr auf Abigails „neues“ Leben konzentriert, ohne für den Plot relevante Handlungen einzuführen.

Bibliographische Angaben

Zum Buch

„Die letzte Zeugin“
Nora Roberts
Blanvalet (Taschenbuch)
2014

ISBN 978-3-442-38174-6
9,99 Euro
576 Seiten

Zum Autor
„Die letzte Zeugin“ von Nora Roberts wurde als Taschenbuch (576 Seiten) im Blanvalet Verlag veröffentlicht (erschienen am 15.09.2014). Der Roman mit dem Originaltitel „The Witness“ ist aus dem Amerikanischen übersetzt von Margarethe van Pée.