Symbolbild Buch Haarteppichknüpfer

Die Haarteppichknüpfer von Andreas Eschbach

Haarteppiche für den Kaiser! So lautet die Devise für eine besondere Kaste von Webern, die auf einem vorindustriellen Planeten unter schwersten Umständen und religiösem Druck ihr Lebenswerk fertigstellen. Diese Haarteppichknüpfer leben vom Ersparten ihrer Väter und müssen ihr ganzes Leben damit haushalten. Als wäre das nicht schon schwer genug, haben sie dazu in der Regel noch mehrere Frauen und Töchter zu versorgen. Denn ihre Haare bilden den Hauptbestandteil des Teppichs.

Andreas Eschbachs „Die Haarteppichknüpfer“ – Inhalt

Das ganze soziale und wirtschaftliche Leben scheint sich nur einem Ziel unterzuordnen. Nämlich Haarteppiche für den Kaiser zu erschaffen. Die kaiserlichen Schiffer kommen von weit her und nehmen die kostbaren Gaben des Planeten mit zum Palast des Gottkaisers, der die Sterne zusammenhält. Jeder hat seinen Platz und Sinn durch den Kaiser im Universum. So war es seit tausenden Jahren und so soll es immer bleiben.

Aber eines Tages taucht das Gerücht auf, dass der Kaiser abgedankt hätte und nicht mehr sei. Das scheint natürlich absurd und sehr abwegig. Jeder Verbrecher, der es wagt, sowas zu behaupten erhält natürlichpromt seine gerechte Strafe. Wäre da nicht dieser seltsame Rebell, ein Mann von Anderswo, das beweisen seine technischen Geräte, könnte man das Gerücht auf den Misthaufen der Geschichte werfen. Dieser Rebell behauptet doch glatt, dass der Kaiser tot sei und seine Herrschaft beendet wurde.

Als nach und nach mehr Licht ins Dunkel kommt und erkennbar wird, dass das Universum der Haarteppichknüpfer viel größer ist, als zunächst angenommen und sogar der Sinn der Haarteppiche vielleicht ein ganz anderer ist, als behauptet wurde, gerät die Welt ins Wanken.

Am anderen Ende des verblassenden Reiches des Sternenkaisers rätseln die Rebellen über die seltsamen Vorgänge rund um die Haarteppiche. Warum wurden sie erschaffen? Was hatte der Kaiser mit ihnen im Sinn? Wo landen all die Teppiche, wenn sie vom Planeten abtransportiert werden? Und vor allem, warum fällt es den Haarteppichknüpfern so schwer den Tod des Kaisers zu akzeptieren?

Warum „Die Haarteppichknüpfer“ so geil ist

Mit „Die Haarteppichknüpfer“ gelingt dem Autor ein wahrlich meisterhaftes Debütwerk. Obwohl das gewählte Genre „Science Fiction“ ist, ist das Buch doch eher ein Bindeglied zwischen verschiedenen Gattungen. Am Anfang findet sich der Leser in einem düsteren mittelalterlichen Bild wieder, dass vor Religiösität und Brutalität des Alltags nur so strotzt. Da gibt es keine Schönheit, keine Kunst und auch die Liebe bleibt auf der Strecke, nur der Frondienst für den so distanziert wirkenden Kaiser steht im Mittelpunkt des Daseins. Dann plötzlich, als gar nicht mehr damit zu rechnen ist, kommen plötzlich Raumschiffe und Rebellen ins Spiel und geben der Geschichte eine neue Richtung. Der Leser wird augenblicklich mit der Realität eines Galaxienumspannenden Reiches konfrontiert und bekommt erstmal einen Kulturschock verpasst. Der Kaiser scheint tatsächlich tot zu sein, zumindest behapten das die Rebellen, die nun ihrerseits herausfinden möchten, was es mit den seltsamen Haarteppichen auf sich hat.

Das ungewöhnlichste am ganzen Buch ist der Rote Faden, der sich nicht anhand einzelner Hauptcharaktere und deren Erlebnisse hindurchzieht, sondern anhand der eigentlichen Story, die aus vielen einzelnen Perspektiven am Ende ein Gesamtbild ergeben. Andreas Eschbach schafft es in mehreren kleinen Geschichten, die in sich geschlossen sind und sich in das Gesamtgefüge einordnen trotzdem einen spannenden Roman zu kreieren, den man nur ungern wieder aus der Hand legt, weil man einfach wissen will, wie es weitergeht und welche Enthüllung über die Haarteppiche als nächstes aufgedeckt wird.

Warum das Buch eventuell nicht geil ist?

Die einzige Kritik an der Stelle, ist die sehr komplexe Handlung, die den Leser manchmal aus dem Konzept bringt und vielleicht entwirrender hätte gestaltet werden können.

Mein Fazit lautet so, wie es Udo Schüttpelz von N-TV seinerzeit ausgedrückt hatte:

„Eschbachs Bücher haben einen entscheidenden Nachteil; Irgendwann sind sie zu Ende.“

Bibliographische Angaben

Zum Buch

„Die Haarteppichknüpfer“
Andreas Eschbach
BASTEI LÜBBE (Taschenbuch)
2012

ISBN 978-3-404-20697-1
9,90 Euro
319 Seiten

Zum Autor
Mit diesem Debütroman ist der am 15.09.1959 geborene Andreas Eschbach Mitte der 90´Jahre in Deutschland gleich mit einem Paukenschlag gestartet. Er erhielt auf Anhieb die Auszeichnung „Literaturpreis des Science Fiction-Clubs Deutschland“.

Später wurde Eschbach noch bekannter durch den Thriller „Das Jesus-Video“, der ebenfalls mehrere Auszeichungen gewann und auch verfilmt wurde. Heute gilt er als einer der erfolgreichsten und talentiertesten deutschsprachigen Autoren der letzten Jahrzehnte.