Die Staatsanwältin Kristen Mayhew ist in Chicago eine Berühmtheit. Mit Leib und Seele vertritt sie Vergewaltigungsopfer vor Gericht und bringt deren Peiniger hinter Schloss und Riegel. Als sie eines Abends dem attraktiven Detective Abe Reagan über den Weg läuft, fühlt sich die einsame Kristen auf unerklärliche Weise zu dem Mann hingezogen. Wenngleich sie sich gleichzeitig bewusst ist, dass sie sich nie wieder auf ihr Herz verlassen darf – zu sehr wurde sie in der Vergangenheit verletzt.
Karen Roses „Des Todes liebste Beute“ – Inhalt
In Kristens Auto machen die beiden wenig später eine grausige Entdeckung: Drei Kisten mit blutverschmierter Kleidung befinden sich im Kofferraum. In jeder von ihnen liegen obenauf das Polaroidbild eines brutal getöteten Menschen und ein an Kristen gerichteter Brief, in dem sich der Täter als ihr „ergebener Diener“ bezeichnet. Kristen begreift sofort, dass die drei Opfer allesamt Vergewaltiger und Sexualstraftäter waren, für die sie vor Gericht keine Verurteilung erreicht hatte.
Abe Reagan setzt alles daran, den Mörder zu finden. Doch als der „ergebene Diener“ sofort wieder zuschlägt und der Staatsanwältin weitere Tote als Geschenk macht, kann sie niemandem mehr vertrauen: Der Killer kennt streng geheim gehaltene Prozessdetails. Als ihr klar wird, dass er sie in ihrem Haus beobachtet, macht Abe Reagan es sich zum obersten Ziel, die schockierte Kristen zu beschützen. Ein Wettrennen um die Zeit beginnt, als der Killer den Sohn eines der einflussreichsten Verbrecher von Chicago ermordet: Jetzt steht Kristen selbst auf der Abschussliste und mit ihr alle Menschen, die ihr nahestehen.
Warum „Des Todes liebste Beute“ so geil ist
Thrillerliebhaber kommen mit „Des Todes liebste Beute“ auf ihre Kosten. In rasantem Tempo ereignet sich schon auf den ersten Seiten des Romans ein Mord nach dem anderen. Was dabei besonders ist: Karen Rose führt ihre Leser an die Gefühlswelt des Mörders heran, ohne gleichzeitig zu viel von ihm preiszugeben. Mit viel Geschick erforscht sie die Seele des „ergebenen Dieners“ und geht seinen Motivationen auf den Grund. Bis zum Schluss bleiben den Lesern jedoch die wahren Beweggründe für seine hasserfüllten Verbrechen verborgen, und die Autorin auf über 600 Seiten genügend Spielraum für eigene Spekulationen. Gleichzeitig gewährt sie einen Einblick in Kristens und Abes komplizierte Gefühle, denn schon bald wird klar, dass beide noch immer traumatische Erlebnisse zu verarbeiten haben. Erst gegen Ende des Romans enthüllt Karen Rose die Geheimnisse, die Kristen und Abe einander nicht zu beichten imstande sind. Die Autorin würzt den Roman mit einer gehörigen Portion Erotik, welche Thriller- und Liebesromanelemente zu einem stimmigen Ganzen vereint. Sehr gut fügt sich in das Gesamtbild des „Romantic Thriller“ der flüssige Schreibstil ein. Kurze und prägnante Sätze, lebhafte Dialoge und eine treffsichere Wortwahl verleihen dem Roman auf jeder Seite Spannung und wecken im Leser jede Menge Neugier auf die nicht vorhersehbare Auflösung.
Was hätte Karen Rose anders machen können?
Spannung pur auf 608 Seiten wechselt sich beschwingt mit der sich anbahnenden Liebesgeschichte zwischen Abe und Kristen ab. Hier hat die Autorin die traumatische Vergangenheit ihrer Hauptfiguren allerdings überzeichnet und etwas zu tief in die Trickkiste gegriffen: Wie wahrscheinlich ist es, dass sich zwei wildfremde Menschen in wirklich allen Bereichen des Lebens auf derselben Wellenlänge befinden? Es ereignet sich in rasantem Tempo ein Serienmord nach dem anderen, und Kristen fühlt sich für den Tod all dieser Menschen persönlich verantwortlich. In einer dramatischen Situation wie dieser noch Zeit für tiefe Gefühle und Lust auf Vergangenheitsbewältigung zu haben, ist recht erstaunlich.
Bibliografische Angaben
„Des Todes liebste Beute“
Karen Rose
Knaur Taschenbuch
2006
ISBN 978-3-426-63337-3
9,99 Euro
608 Seiten