Cover Im Tal des Fuchses

Im Tal des Fuchses von Charlotte Link

Es ist ein traumhafter Augustnachmittag an der Küste Cornwalls, als das Ehepaar Willard an einem abgeschiedenen Aussichtspunkt anhält. Matthew lässt Vanessa kurz allein auf dem Parkplatz, ohne zu ahnen, dass er seine Frau nicht mehr sehen wird. Ein maskierter Mann in einem Lieferwagen nähert sich Vanessa, betäubt sie und verschleppt die bewusstlose Frau. Als sie völlig verängstigt erwacht, wird ihr bewusst, dass man sie in eine enge Holzkiste mit wenigen Essensvorräten eingesperrt hat…

Charlotte Links „Im Tal des Fuchses“ – Inhalt

Vanessas panische Schreie kann niemand hören, denn der Entführer hat sie in eine versteckte Höhle in einer gottverlassenen Gegend gebracht. Matthew setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um seine geliebte Frau zu finden, doch die Tage verstreichen erfolglos und Vanessas Überlebenschancen sinken immer weiter.

Ryan, dem Entführer, ist die Situation derweil außer Kontrolle geraten. Bevor er noch eine Lösegeldforderung an Vanessas Mann stellen kann, verhaftet ihn die Polizei wegen eines anderen Delikts. Hin und her gerissen zwischen der Furcht vor einer langjährigen Gefängnisstrafe und schweren Schuldgefühlen, schweigt der Täter. Als er nach zweieinhalb Jahren schließlich freigelassen wird, ist es für Vanessa zu spät. Jetzt geht es Ryan darum, so schnell wie möglich ihre Leiche zu beseitigen, bevor die Polizei ihm auf die Schliche kommt.

Zum gleichen Zeitpunkt machen Alexia und ihr Mann ihren Freund Matthew mit der lebenslustigen Jenna bekannt, in der Hoffnung, ihn nach dem Verschwinden seiner Frau auf andere Gedanken zu bringen. Jenna ahnt noch nicht, was sich hinter Matthews traurigem Gesicht in Wirklichkeit verbirgt. Als Alexia plötzlich verschwindet, scheint sich die Tragödie zu wiederholen, und die Polizei ist Ryan bereits auf den Fersen.

Ein Wettrennen um die Zeit beginnt, doch Ryan beteuert, unschuldig zu sein. Ist Alexias Entführer der gleiche, der Vanessa damals verschwinden ließ?

Warum „Im Tal des Fuchses“ so geil ist

„Im Tal des Fuchses“ ist ein Krimi, der unter die Haut geht. Spannung, unvorhersehbare Wendungen und jede Menge Emotionen weckt die Autorin im Leser. Verschiedene Erzählperspektiven gewähren Einblick in die Gedankenwelt der Figuren.

Besonders interessant ist in diesem Roman Ryans Stimme. Obwohl er für Vanessas Tod verantwortlich ist, kann ihm der Leser nicht böse sein. Immer mehr manövriert sich der junge Mann durch unglückliche Zufälle und ungeschicktes Verhalten in einen Strudel aus Schuld und Angst. Charlotte Link bringt den Leser dazu, mithilfe einer klugen Erzählperspektive Mitleid mit dem Täter zu haben.

Doch Alexias Verschwinden wirft wieder Zweifel auf: Ist Ryan in dem Fall wirklich so unschuldig, wie er beteuert? Charlotte Link schafft es, einige Seiten an Ryan zu beleuchten und andere wiederum im Dunkeln zu lassen, was für jede Menge Suspense sorgt. Die Ereignisse überstürzen sich gegen Ende immer wieder und lassen keine Aussagen auf die Auflösung des Rätsels zu.

Was hätte Charlotte Link anders machen können?

Einige langatmige Dialoge in der Mitte des Buchs treiben die Handlung nicht voran und sind vielleicht dazu gedacht, beim Leser Verwirrung zu stiften. Im zweiten Drittel des Romans steigt die Spannung wieder kontinuierlich an.

Was den Leser stören könnte, ist Vanessas vorhersehbarer Tod. Spannender wäre es gewesen, wenn sich die Frau auf irgendeine Weise hätte befreien können und unerwartet wieder aufgetaucht wäre. Vielleicht hätte sie sogar auf Rache gesinnt, was dem Roman noch mehr interessante Krimielemente verliehen hätte. Außerdem erscheint die Liebesgeschichte zwischen Matthew und Jenna äußerst düster und deprimierend, was den Leser auf Dauer ermüdet.

Bibliografische Angaben

„Im Tal des Fuchses“
Charlotte Link
Blanvalet (Taschenbuch)
2013

ISBN 978-3-44238-259-0
10,99 Euro
576 Seiten